Ein Idealist par excellence
Wer regelmäßig an oder auf Mülheimer Ringermatten steht, sei es im Training oder im Wettkampf, kennt ihn gut: Trainer Yasar Yavuz ist seit rund fünf Jahrzehnten eng mit dem AC 92 verbunden und nach wie vor ein Idealist, wie er im Buche steht. Man darf den 56-Jährigen getrost als ringkampfverrückt bezeichnen, denn er ist unermüdlich für uns und unseren Sport im Einsatz. Er hat dabei niemals große Anerkennung eingefordert, sich durch Worte in den Vordergrund gedrängt oder die große Bühne gesucht, sondern sich stets zurückhaltend und bescheiden verhalten. Dieser angenehme Charakterzug hat ihm einerseits viele Sympathien bei unseren Mitgliedern und Anhängern eingebracht, andererseits auch viele Außenstehende beeindruckt. Jedoch hat dieser auch bewirkt, dass vor allem die Jüngeren vielleicht nicht mehr allzu viel von seiner bewegten Karriere wissen.
Es ist ihm ein großes Anliegen, seinem geliebten Verein und dem gesamten Sport etwas von dem zurückzugeben, was er einst von ihm bekommen hat. Erfolge, Titel, Freundschaften, Erinnerungen, Spaß und Freude – all das hatte Yasar durch den Ringkampfsport erleben dürfen.
Als Aktiver war er ein bundesweit bekannter Greco-Spezialist, der in den Klassen bis 68 und 74 kg zu den Spitzenathleten gehörte, auch wenn ihm keine Medaille bei Deutschen Meisterschaften vergönnt war. Rang vier (1991/74 kg) und Platz sechs (1986/68 kg) waren neben diversen Landesmeistertiteln seine besten Ergebnisse. Dabei hatte es zu dieser Zeit noch einen riesigen Konkurrenzkampf in seinem Gewichtsbereich gegeben: Allein innerhalb unseres Landesverbandes tummelten sich hier viele Top-Ringer wie Ralf Haushalter, Carsten Wiedemann, Oliver Thomas, Markus Heinen, Michael Faller, Rolf Ballas, Michael Wagner, Helmut Riegel oder Jörg Sperling – um nur einige zu nennen. Die Älteren von uns erinnern sich nicht nur gerne an diese Namen zurück, sondern auch an die zahllosen „Schlachten“, die unter ihnen geschlagen worden sind.
Yasar hatte sich trotz aller Konkurrenz durchgebissen und sich aufgrund seiner Leistungen für höhere Aufgaben empfehlen können, als wir ihm als Oberligist bieten konnten. Daher wechselte er 1987 für drei Jahre zu den Elite-Clubs TKSV Bonn-Duisdorf und KSV Witten 07, um Bundesligaluft zu schnuppern. Er kehrte dann jedoch recht schnell wieder zum AC zurück: Dieser, der Kölner Dom und der Wunsch nach Nestwärme waren zu stark in seinem Herzen verwurzelt. Auch Dinge wie die alljährlichen Mannschaftstouren nach Salou (Spanien) oder regelmäßige Streifzüge durch die Kölner Altstadt im Anschluss an die Mannschaftskämpfe dürften ihm wohl zu sehr gefehlt haben. An diese gute alte Zeit erinnert er sich heute noch gerne zurück und erzählt viel von ihr.
Bei uns kämpfte er noch einige Jahre erfolgreich in der 2. Bundesliga. Dies tat er in beiden Stilarten, ohne auch nur einen Pfennig Geld zu verlangen – dies war damals schon alles andere als selbstverständlich. Und genauso vereinstreu und wertvoll sollte er auch nach seiner aktiven Laufbahn bleiben.
Als Trainer ist er seit vielen Jahren ein Aktivposten und hat dabei maßgeblichen Anteil an unserem Erfolg, insbesondere auch der Jugendabteilung, die bis zuletzt für reichlich Schlagzeilen sorgen konnte. Woche für Woche kümmert er sich im Training sowohl um den Nachwuchs, zu dem auch um seine talentierte Tochter Alisha gehört, als auch um die Männermannschaften. Damit ist er ein zentraler Bestandteil eines gut funktionierenden Trainerteams, dem insgesamt sieben weitere Männer angehören, u.a. auch seine engagierten Weggefährten Heinz Schmitz und Günter Tabel. Individuelle Trainingsmaßnahmen am Wochenende oder auch Unterstützung außerhalb der Matte gehören für Yasar genauso zum Alltag wie das übliche Trainergeschäft.
Die verdienten Früchte seiner Arbeit sollte er gerade im Verlaufe der letzten Jahre ernten: Seine und seiner Trainerkollegen Schützlinge holten 2018 den Titel des Deutschen Schüler-Mannschaftsmeisters, nachdem der Nachwuchs zuvor schon zwei Bronzemedaillen bei nationalen Titelkämpfen im Mannschaftsbereich geholt hatte. Auch 2020 wären die Jungs wieder aussichtsreich zu den Mannschaftsmeisterschaften gestartet, wenn die Pandemie nicht so hart zugeschlagen hätte. Dennoch: Der während seiner aktiven Zeit nur hauchdünn verpasste DM-Medaillengewinn ist ihm als Trainer doch noch gelungen. Es war ihm allemal zu gönnen.
Wir wünschen uns, dass er weiterhin so aufopferungsvoll und mit so viel Herzblut bei der Sache bzw. auf der Matte bleibt – Leute wie Yasar gibt es leider zu wenige.
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