Eine lange Tradition und Historie
Über 130 Jahre Vereinsgeschichte – ein Überblick
Der AC Mülheim 92 ist ein Verein mit einer langen Tradition. Wir können stolz darauf sein, was in den 130 Jahren unserer Existenz alles passiert ist. Titel, Aufstiege, aber auch Krisen und mühselige Wiederbelebung nach den Weltkriegen hat der Club bereits erlebt. Viele erfolgreiche Athleten und große Persönlichkeiten haben zu uns gehört, die man nicht nur in der Ringerszene gut kennt. Da wäre z.B. Max Schmeling zu nennen, der zwar als Box-Weltmeister zu Ruhm gekommen ist, jedoch bei uns zeitweise auch die Ringerstiefel geschnürt hat. Saban Trstena, der jugoslawische Olympiasieger von Los Angeles 1984 (52 kg Freistil) oder Mirko Englich, der spätere Olympiazweite von Peking 2008 (96 kg Greco) haben zwischenzeitlich unser Trikot getragen.
Doch wie hat sich das alles entwickelt? – Ein Überblick:
Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in der Bevölkerung eine immer größere Sportbegeisterung, die zur Gründung zahlreicher Vereine führte. So gründete sich im Jahre 1892 in der damals noch selbständigen Stadt Mülheim am Rhein ein Kraftsportverein unter dem Namen „Stemm– und Ringclub Mülheim am Rhein“. Erst ca. 30 Jahre später änderte man den Vereinsnamen in „Athleten – Club Mülheim am Rhein von 1892 e.V“. Obwohl die Stadt Mülheim am Rhein 1918 nach Köln eingemeindet wurde, hat der Vereinsname bis heute Bestand.
Wie aus dem Gründungsnamen ersichtlich ist, wurden in den ersten Jahren die Sportarten Gewichtheben und Ringen gleichberechtigt nebeneinander betrieben. Ringermatten gab es damals noch nicht. Man trainierte bei Petroleumbeleuchtung auf alten Matratzen oder dünnen Tüchern. Die Gewichtheber kannten noch keine Scheibenhanteln. Sie mussten ihren Sport mit unförmigen Kugelstangen betreiben.
Die ersten Mülheimer Athleten müssen ehrgeizig gewesen sein und haben offenbar intensiv trainiert, denn schon 1895 – 1899 kämpften Mülheimer Sportler bei Deutschen Meisterschaften und gewannen sowohl bei den Gewichthebern als auch bei den Ringern Titel und Medaillen. Bis zum ersten Weltkrieg war man sportlich gesehen ohnehin eine Macht. Als Beispiel sei genannt, dass Ringer Fritz Schürmann die Ausscheidungskämpfe für die Olympischen Spiele 1914 gewann.
Nach dem ersten Weltkrieg, der dem Verein großen Schaden zugefügt hatte, ging es bald wieder aufwärts. Viele Namen waren hieran beteiligt, exemplarisch sei hier der Ehrenvorsitzende Jean Oerder genannt. Dieser sorgte u.a. auch dafür, dass viele europäische Spitzenclubs (z.B. aus Finnland) auf Mülheims Matten kämpften.
Glorreich waren die 20er und 30er Jahre. Bekannte Athleten wie beispielsweise Hermann Beu, Paul Burbach oder die fünf Gebrüder Möchel holten etliche Medaillen bei Deutschen Meisterschaften. Vor allem Willi Möchel, der auch Bronze bei den Europameisterschaften gewinnen konnte, war über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Gleiches gilt für Paul Burbach, dessen bis heute oft und intensiv gedacht wird. So kam es dann, dass dem Verein 1939 der ganz große Wurf gelang: Der AC wurde Deutscher Mannschaftsmeister. Nach einem Halbfinalsieg gegen den Ostmeister Zella-Mehlis wurde im Finale der ESV Neuaubing hauchdünn bezwungen. Bis heute ist dies der größte Erfolg in der bewegten Vereinsgeschichte.
Der zweite Weltkrieg schließlich war eine erneute schlimme Zäsur in unserer Historie. Viele Männer, u.a. auch der legendäre Willi Möchel, kehrten nicht mehr heim, da sie ihr Leben im Krieg verloren hatten. Im Jahre 1944 wurden alle Sportgeräte zerstört. Der AC war am Boden, der Sportbetrieb wurde eingestellt.
Doch schon 1945 sammelten sich einige Sportfreunde und trieben die Aufbauarbeit voran. Von einem Mann wurde der AC hierbei besonders geprägt: Von dem unvergesslichen Kameraden Willi Stüsser. Willi Stüsser war bis zu seinem Tod 73 Jahre lang Mitglied im AC Mülheim 92. Er hat über 30 Jahre auf der Matte gestanden. Er war unzählige Jahre Jugendtrainer, Hallensprecher, Geschäftsführer, 1. Vorsitzender und Ehrenvorsitzender. Der Athleten–Club wurde von ihm bis über die Jahrtausendwende hinaus geprägt. Zwar konnten die Vorkriegserfolge nicht mehr ganz erreicht werden, jedoch haben die Mülheimer weiterhin eine gute Rolle gespielt.
In den 50er Jahren beispielsweise hatte man ein Team, das mit deutschen Spitzenathleten gespickt war. Im folgenden Jahrzehnt gingen Ringer wie Walter und Matthias Krauthäuser, Jürgen Ammerschuber, Hermann Großmann, Helmut Elbing, Peter Baumann, Heinz Pütz, Theo Müller oder die Gebrüder Schmitz für den Verein auf die Matte.
Auch in den 70er, 80er und 90er Jahren kämpfte die erste Mannschaft in höheren Ligen. Es gab auch immer wieder Athleten, die sich bei den Deutschen Meisterschaften vorne platzieren konnten. Diese Phase der Clubgeschichte ist unweigerlich mit einem weiteren Namen verbunden: Der bereits erwähnte Walter Krauthäuser hatte als langjähriger Trainer den sportlichen Bereich bei uns verkörpert wie kein zweiter. Mittlerweile hatte das Gewichtheben bereits massiv an Bedeutung und Zulauf verloren, sodass bei uns bis heute nur noch das Ringen betrieben wird.
In den letzten Jahrzehnten konnten wir unseren Anhängern stets Sport auf gutem Niveau bieten, da wir mit unseren Teams zumeist in starken Leistungsklassen kämpften. Nach der Saison 1988/1989 beispielsweise gelang uns der Aufstieg in die 2. Bundesliga, der wir bis 1998 angehört hatten. Zu dieser Zeit trugen teilweise sogar Weltklasseathleten wie Saban Trstena, seines Zeichens Olympiasieger von 1984, oder der ungarische Vize-Europameister Joszef Szuromi (62/68 kg Greco) das Mülheimer Trikot. Mirko Englich, der Olympiazweite von Peking 2008 (96 kg Greco), hatte in jungen Jahren seine Erfahrungen ebenso bei uns gesammelt wie die späteren Deutschen Meister Sevket Karapinar, Tim Nettekoven und Björn Holk.
Gerne denken viele Vereinsmitglieder an die spannenden Derbys gegen die SG Worringen zurück, die zu dieser Zeit vor begeistertem Publikum und sogar unter medialem Interesse stattgefunden hatten.
Nach dem Rückzug 1998 und gelungenem Wiederaufbau konnten wir in der Saison 2004/2005 nach spannenden Aufstiegskämpfen für zwei Jahre in die 2. Liga zurückkehren, bevor wir den erneuten Weg zurück in die Oberliga antreten mussten. Auch 2012 gaben wir in der zweithöchsten deutschen Leistungsklasse ein kurzes Gastspiel, allerdings haben wir uns in den Folgejahren als solider Oberligist etabliert. Wir mussten feststellen, dass die Herausforderung, längerfristig in der 2. Liga zu bleiben, einfach zu groß war. Finanziell war dieser Schritt auf lange Sicht nicht realisierbar.
Während der letzten Jahre war die Jugendabteilung unser größtes Aushängeschild, denn sie nimmt eine herausragende Stellung ein und zählt zu den größten, reiselustigsten und erfolgreichsten in ganz Nordrhein–Westfalen. Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ist unser Nachwuchs hervorragend aufgestellt. Bestes Zeugnis hierfür ist der Paukenschlag im Sommer 2018, als unsere Schüler ungeschlagen den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters buchstäblich errangen. Und das, nachdem unser Nachwuchs zuvor bereits zwei Bronzemedaillen in diesem nationalen Teamwettbewerb gewinnen konnte (2017 die Schüler, 2018 die Jugend).
Das Coronajahr 2020 hatte uns dann leider schwer getroffen, denn eigentlich waren wir dieses Jahr äußerst ambitioniert angegangen. Unsere Jugendmannschaft wäre bärenstark besetzt gewesen, sodass wir berechtigterweise auf eine neuerliche Medaille bei Deutschen Mannschaftsmeisterschaften gehofft hatten. Im Schülerbereich hätten wir die nationalen Titelkämpfe selbst ausgerichtet und wären auch hier mit einem schlagfertigen Team an den Start gegangen. Vielen unserer jungen Talente blieben des Weiteren die Einzelwettkämpfe verwehrt. Auch die Mannschaftssaison ist ausgefallen. Eine Katastrophe! Dass auch das nahezu gesamte gesellschaftliche Leben zum Erliegen gekommen ist, ist da eher ein schwacher Trost.
In 2021 dann der Neustart. Leider haben wir einige junge Talente an höherklassige Vereine verloren, sodass wir nicht ganz an frühere Leistungen anknüpfen konnten. Unser Oberligateam wurde Letzter, eine Reserve hatten wir erst gar nicht stellen können. Dennoch durften wir auch kräftig feiern: Mit der Schülerin Zeynep Türker hat erstmalig eine Ringerin DM-Gold nach Mülheim holen können – ein absolutes Highlight in einer immer noch nicht ganz leichten Zeit.
Dieses Jahr soll es wieder aufwärts gehen. Das Oberligateam ist verstärkt, die zweite Mannschaft wieder für die Landesliga gemeldet. Und auch bei den Einzelmeisterschaften gibt es wieder einige Erfolge zu vermelden – der Gewinn der Deutschen Jugendmeisterschaft durch Alisha Yavuz ist das beste Beispiel hierfür. Der AC Mülheim hat sich erholt und ist bereit anzugreifen!
Du hast Lust
auf Ringen bekommen?
Dann zögere nicht und komm
zum Schnuppertraining vorbei!